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Wegweisender Holzbau für Schwarzwälder „Stromrebellen“

Lignotrend liefert massive Brettsperrholzbauteile für Bürogebäude mit Kulturhalle in Schönau 

1994 gründeten Atom- und Kohlekraftgegner aus einer Bürgerinitiative heraus die EWS Elektrizitätswerke Schönau GmbH – Keimzelle der heute größten Energiegenossenschaft Baden-Württembergs, der EWS Elektrizitätswerke Schönau eG. Sie setzten damit einen frühen Meilenstein für die Wende hin zu erneuerbaren Energien. Innerhalb kurzer Zeit rückten die „Stromrebellen“ ihren Heimatort ins Zentrum der Erzeugung von Sonnenstrom in Deutschland. Um mehr Raum für die stetig wachsende Zahl der Mitarbeitenden zu schaffen, wurde mit dem Freiburger Büro Harter + Kanzler & Partner Architekten ein viergeschossiges Bürogebäude erstellt. Der moderne Holzbau besteht ab dem ersten OG aus konfigurierbaren Brettsperrholz-Bauteilen made of Ligno für Wände, Decken und Dach mit sichtbaren Oberflächen aus Weißtanne. Mit der Wahl des heimischen Baustoffs bekennt sich der Schwarzwälder Energieversorger nicht nur deutlich zu seinen Wurzeln und zur regionalen Baukultur, sondern setzt erneut ein Zeichen für Innovation – diesmal architektonisch. 

Das Gebäude stellt den ersten von zwei Bauabschnitten dar, die auf dem waldnahen Firmengrundstück als zwei mehrgeschossige Holz-Hybridbauten geplant sind und zusammen mit dem bestehenden Firmensitz – einer denkmalgeschützten Villa – und den Werkstattgebäuden ein harmonisches Gesamtensemble bilden werden. Ausführender Betrieb für die Holzarbeiten ist Holzbau Amann aus Weilheim. Im Februar 2020 konnte nun der erste Bauabschnitt, ein viergeschossiges Bürogebäude für etwa 65 Mitarbeiter mit Kantine und Kulturhalle, bezogen werden. 

Planungsziele im Holzbau erfolgreich umsetzen

Harter + Kanzler setzen seit Jahren auf das Bauen mit Holz: „Moderner Holzbau wird für unsere Arbeit immer interessanter“, bestätigt Architekt und Büropartner Marco Engler. „Seine Vorteile können wir kon­struk­tiv und gestalterisch für unsere Planungsziele nutzen.“ Neben einer klar ablesbaren Tragstruktur gehören dazu die hohe Flexibilität bei der Grundrissgestaltung sowie der einfache Einbau der technischen Gebäudeausrüstung. So ist auch die Leitungsführung bei vorgefertigten Holzbauteilen überwiegend bereits ab Werk integriert. 

Und es sprechen noch weitere wichtige Kriterien beim zukunftsfähigen Bauen für Holz, wie geringer Energieeinsatz und die Nutzung des Materials als Kohlenstoffsenke. Außerdem können mit den von natureplus für ökologische und baubiologische Qualität zertifizierten Ligno-Elementen Gebäude sehr gut nach den strengen Kriterien des DGNB oder anderer Nachhaltigkeit-Bewertungssysteme umgesetzt werden. Die Konstruktionen sind derart konzipiert, dass das Massivholz seine natürlichen klimaregulierenden Fähigkeiten gesundheitsfördernd optimal ausspielen kann: Temperatur und Luftfeuchte behalten ein behagliches Niveau und sorgen für ein raumklimatisch behagliches Arbeitsumfeld – auch darauf legte die Bauherrschaft in Schönau großen Wert.

Holz und Sichtbeton: eine gelungene Mischung

Bei ihren Holzbau-Projekten setzen Harter + Kanzler meist auf eine Kombination aus Stahlbeton für die erdberührten Bauteile und Holz für die aufstrebende Konstruktion, z. B. mit den präzise vorgefertigten und für den jeweiligen Bedarf exakt konfigurierten BSP-Bauteilen von Lignotrend. Mit ihnen ist Holzbau auch mehrgeschossig kreativ und sicher umzusetzen – wie hier in Gebäudeklasse 4. Und das mit werkseitig hergestellten, sichtbaren Holzoberflächen ohne kapselnde Bekleidung – wie etwa Gipskarton. Sie sind hinsichtlich der geltenden Brandschutz-Vorgaben dimensioniert und erlauben erdbebensicheres Bauen.

Die Obergeschosse sind als Holzkonstruktion auf den „Stahlbeton-Tisch“ aufgesetzt und docken an die massiven, aussteifenden Kerne des Fluchttreppenhauses und des Aufzugsturms an. Dazu wurde auf die Holzwände über den kleinen Spannweiten der Flure zuerst eine zur Verkleidung bestimmte massive Brettsperrholzplatte aufgelegt, darauf folgend die Sichtdecken für die Büroräume als Brettsperrholz-Rippenelemente. Den dazwischen entstehenden Höhenunterschied von etwa 30 cm nutzen die Planer, um Installationsleitungen horizontal entlang der Flure zu verlegen. 

Als Reminiszenz an die Dächer der alten Werkhallen auf dem Grundstück wurden den drei Grundrisszonen „Shed-Dächer“ aufgesetzt. Und auch hier wurden Lignotrend-Rippenelemente verwendet. Unterseitig mit fertiger Akustikauflage und oberseitig mit eingepasster Photovoltaik-Anlage. Die Büroflure liegen als „Glasfugen“ dazwischen – so entsteht für den Betrachter eine klare, auch von außen gut ablesbare Gebäudestruktur. 

Als Außenwände wie auch als Innenwände kamen Brettsperrholzelemente mit einseitiger Holzansicht zum Einsatz. Den tragenden Wandschotten entlang der Flure wurden büroseitig Schrankzonen vorgelagert. Hier können nicht nur Arbeitsmaterialien untergebracht werden, auch die Elektro- und Lüftungsinstallation verläuft hier. Mit Schiebetüren zwischen den Schränken lassen sich die Open-Space-Büros gleichzeitig zum Flur hin schließen. 

Perfekte Raumakustik im Großraumbüro

Vor allem die Raumakustik spielt in Bürogebäuden eine große Rolle. Erst recht dann, wenn die Flächen – wie hier in Schönau – als Großraumbüros organisiert sind. Die Büroraumdecken und auch die Unterseiten der Dächer – aus den besonders formstabilen Elementen Ligno Rippe-x gebaut – wurden von Anfang an akustisch wirksam konfiguriert. Sie schaffen mit integrierten Schallabsorbern und ihrer feinen Akustik-Profilierung perfekte Ruhequalität und somit ein optimales Arbeits- und Kommunikationsumfeld. 

Gerade bei umfangreichen Großprojekten mit längerer Konstruktionszeit gewährleistet die neue Elemente-Generation Ligno Rippe-x mit einer zusätzlichen Querlage eine noch höhere Formstabilität und damit eine besonders witterungssichere Ausführung. Eine homogene Echtholz-Untersicht, bei der sich die Fügungspunkte der Elemente nicht abzeichnen, ist damit einfach zu erreichen.

Holz wirkt – außen wie innen

Alle Lignotrend-Bauteile bringen ihre endfertige Echtholz-Oberfläche für den Innenraum gleich mit. In Schönau wählten die Planer edle, helle Weißtannen-Oberflächen mit Lichtschutz – teils profiliert, teils mit geschlossener Deckschicht.

Für die hoch wärmegedämmte Gebäudehülle wählten die Architekten eine Vorhangfassade aus Weißtannenholz, die mittels einer Lasur vorvergraut wurde und so den natürlichen Patinaeffekt des Naturmaterials vorwegnimmt. Eine Dämmschicht aus Mineralwolle ist eine der Maßnahmen, die den Brandschutz im mehrgeschossigen Holzbau sicherstellen. 

Giebelseitig zeigt sich die Fassade mit einer lebhaften, offenen Schalung. Sie erinnert an typische Schwarzwälder Schindeln. Die Gebäude-Längsseiten sind mit vertikalen Latten optisch eher ruhig geschlossen. Bodentiefe Fenster geben Ausblick in die Landschaft, erlauben aber auch Einblicke von außen. Sie bieten sogar Durchblicke innerhalb des Gebäudes – über einen zentralen Lichthof von Büro zu Büro. Naturnähe und Transparenz: Beides wird mit diesem modernen Holzbau baulich gekonnt transportiert.

Text: Iris Darstein-Ebner, Stuttgart

Fotos: Lignotrend/Olaf Herzog, Waldkirch

Firmeninformationen

Lignotrend Produktions GmbH
Landstraße 25
D-79809 Weilheim-Bannholz