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Von der Ruine zum Schmuckstück

„Die Dinge haben nur den Wert, den man Ihnen verleiht.“ JP Moliere

Wir trafen uns 2019 mit den Architekten und Planern vom Architekturbüro Hardy Happle am Farnrain, einem tief eingeschnittenen steilen Seitenteil in der Yach, bei dem Taglöhnerhaus aus dem späten 18ten Jahrhundert, zu einer Begutachtung. Der erste Eindruck war für mich, trotz vielschichtiger Erfahrung mit alten Schwarzwaldhöfen, war nicht optimistisch. Die Platznot der Bauern sowie notwendige Anpassungen in der Bewirtschaftung des Hofes, hatten über die vielen Jahre der Nutzung, immer wieder zu erheblichen baulichen Veränderungen geführt. Die Um- und Anbauten waren völlig unsachgemäß und ohne Rücksicht auf die originale Substanz des Schwarzwaldhauses durchgeführt worden. Der erste Eindruck für mich als Zimmermeister war: der gesamte Dachstuhl ist ein heilloses Durcheinander in der Konstruktionen, und mit erheblichen statischen Fehlern ausgeführt worden, das Gebäude ist eine Ruine. Oft benötigt es ein wenig Zeit, eine zweite Chance, um in einem Objekt seinen Wert zu finden. Dieser Wert, wurde durch die Untersuchungen und Studien, die gemeinsam mit den Architekten durchgeführt wurden, erst ersichtlich. Es zeigte sich, wie das Taglöhnerhäusle, bis zu den ersten Umbauten, ca. 1880 an seinem gut ausgewählten Platz gestanden hat. Der hervorragende Zustand der drei original erhaltenen Stuben im Erdgeschoss, präsentierte sich erst nach dem Rückbau der neuzeitlichen Verkleidungen. An den vorhandenen Bauteilen, konnte die gesamte Konzeption mit Tragwerk und Dachkonstruktion rekonstruiert werden. Das Zimmerer- und Restauratoren-Herz begann zu schlagen. Der von den Planern vorgeschlagene Rückbau der verkorksten Dachkonstruktion und die Wiederherstellung der ursprünglichen Struktur des Gebäudes sowie die sich daraus ergebende Statik, musste vom Papier auf das komplexe Gebäude umgesetzt werden. Die Rückführung zu der typischen, außerdem praktischen Dachlandschaft in ihren Urzustand, war eine Herausforderung für alle Beteiligten Gewerke. Dabei zahlte sich die langjährige Erfahrung der bestens ausgebildeten und motivierten Zimmermeister und Gesellen der Firma Holzbau Göppert im Umgang mit solch komplexen Aufgaben aus. Als maßgebliches Gewerk ist der Holzbau die Grundlage für eine erfolgreiche Restaurierung eines Schwarzwaldhofs. Es braucht neben statischem Wissen auch Kreativität, um handwerkliches Können zielgenau einzusetzen. Das Wissen darüber, wann Handarbeit und wann der Einsatz modernster Abbundanlagen sinnvoll ist, macht die Sanierung eines solchen Schwarzwaldhofs wirtschaftlich erst möglich. Durch die Spezialisierung der Firma Holzbau Göppert auf die Restaurierung alter Schwarzwaldhöfe und die ganze Bandbreite des Holzbaus, mit eigener- Zimmerei, Schreinerei und historischem Fensterbau ist gewährleistet, dass die sehr differenzierten Aufgaben an so einem Gebäude optimal umgesetzt werden können.

Nach dem sehr aufwendigen Rück- und Umbau zur ursprünglichen Konstruktion und unter Beachtung des Erhaltens aller noch tragfähigen originalen Hölzer und Holzverbindungen, wurde die ganze Schönheit und Einfachheit der historischen Schwarzwälder Bauweise nun wieder sichtbar. Auch die gute Kooperation mit einer örtlichen Zimmerei, die sich um die Arbeiten einer zeitgemäßen Nutzung des Gebäudes mit Wärmedämmung und Neueindeckung des Daches kümmerte, führte das Haus in seine neue Bestimmung.

Durch die wohlüberlegte Planung und das handwerkliche Können der Holzbau Göppert Schreiner, konnten die im Original erhaltenen Stuben wieder repariert und rekonstruiert werden . Alle noch tragfähigen und nutzbaren Hölzer und Ausstattungen wurden liebevoll wiederverwendet und mit einem Restaurator, der mit den Bauherren befreundet ist, wieder in Ihrer vollen Schönheit in Szene gesetzt werden.

Die noch vorhandenen originalen Fenster, wurde sorgfältigst durch unsere Schreiner repariert und wieder funktional instandgesetzt. Neue Vorfenster, original in traditioneller Steckbauweise hergestellt, werten nun, als funktionierende Kastenfenster, die ursprünglichen Fenster aus dem späten 18 Jahrhundert zu einem Bauteil auf, das durch seinen dämmenden Luftzwischenraum den energetischen Ansprüchen eines zeitgemäßen Wohnens entsprechen.

Der typische Schwarzwälder Fenstererker konnte nach dem Abbau von Innen und Außenverkleidungen wieder hergestellt werden. Die Stubenwände sind wieder in den Originalzustand zurückgebaut worden. Die neuen sorgfältig handwerklich gefertigten 12-teiligen Kastenfenster und die Schwarzwald-typische Verschindelung aus Fichtenholzschindeln die an der Aussenfassade angebracht wurde, sorgt nun wieder für den notwendigen Wetterschutz.

Neue Holz-Fussböden, Handwerklich hergestellte rekonstruierte Treppen, restaurierte Innentüren und neue Verkleidungen aus heimischen Tannenholz, sorgen für die einfache aber einzigartige Atmosphäre in den neuen Wohnräumen.

Der Farnrainhof strahlt nun wieder in voller Pracht, durch die gute Zusammenarbeit und das überdurchschnittliche Engagement von Planern, Bauherren und Handwerkern konnte der einzigartige Schwarzwaldhof erhalten werden und hat nun eine neue Bestimmung erhalten. Für mich als Schwarzwälder Zimmermeister und Restaurator und für meine Mitarbeiter ist es immer eine Freude und Genugtuung zugleich, dass wir mit unserem Wissen und unserer handwerklichen Qualifikation dazu beitragen dürfen, die außergewöhnliche Jahrhunderte alte Schwarzwälder Baukultur zu bewahren und diese historischen Gebäude in eine neue Zeit führen zu dürfen. Das ist für uns gelebte Nachhaltigkeit.

Text: Johannes Göppert Zimmermeister

Fotos:Johannes Göppert

 

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Holzbau Göppert
Robert-Gerwig-Straße 22
D-78141 Schönwald im Schwarzwald