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storz.architektur: Neues Konzept für das Petershäusle

„Das Glück dieser Erde liegt Auf dem Rücken der Pferde“.

Der bestehende Eindachhof liegt freistehend am Ortsrand, nahe einer Bundesstraße im Übergang zur freien Landschaft auf historischem Grund einer ehemaligen Kapelle. Der neue Dachreiter ist ein Anklang an diese Historie. Die ortstypische Bauform mit Aufteilung von Wohn- und Ökonomieteil sollte im Grundsatz erhalten werden, angepasst an die Bauherrenwünsche: ein Pferdestall, zwei kleine Wohneinheiten sowie eine großzügige Maisonettewohnung. Der massiv gebaute Wohnteil wurde äußerlich nahezu unverändert saniert, im Innern in kleinere Einheiten aufgeteilt. Die Holzkonstruktion des Ökonomieteils (bisheriger Kuhstall mit Heulager) konnte nicht erhalten werden und wurde abgebrochen. Die Außenwände waren aus baurechtlichen Gründen in großen Teilen zu bewahren. Daraus leitet sich ab, dass der neue Holzbau innerhalb der Bestandswände erstellt wurde. Die verputzten Bestandswände ergänzen den Holzbau und ergeben somit eine zweischichtige Wandkonstruktion. Die heutigen energetischen und bautechnischen Anforderungen konnten so auch ökonomisch umgesetzt werden. Die Heiztechnik wurde als Erdflächenkollektoren unter dem zukünftigen Reitplatz ausgeführt. Die Raumbildung im Ökonomieteil ist eine Zuordnung von großen Räumen (Wohnraum mit Galerie und Terrassenraum bis in den Dachspitz, großräumiger Pferdestall) mit kleineren privateren Räumen. Die Schlafräume im Dachgeschoss im Wohnteil wurden durch einen Durchbruch in der Trennwand zum Ökonomieteil hin geöffnet und der Maisonettewohnung zugeordnet. Das Dach wurde im Gesamten erneuert, das weit auskragende Vordach auf der Eingangsseite in der Konstruktion beibehalten. In der Dachfläche wurden Glasflächen dort vorgesehen, wo Aus- und Durchblicke gewünscht waren. Auf der rückwärtigen Seite ist eine langgezogene Dachgaube integriert, die durch ein durchgehendes Fensterband einen freien Landschaftsblick ermöglicht. Der Eingangsbereich wird durch einen „Luftraum bis unter die Dachhaut“ hinter der Bestandswand gebildet. Aus dem offenen Treppenraum sind damit vielfältige Blickbeziehungen möglich in der geschützten Lage. Der „Terrassenraum“ auf der Giebelseite sollte
innerhalb der Bauform erfolgen und wurde mit einer halboffenen Lamellenfassade mit großer „Fensteröffnung“ ausgeführt.

Die Fassaden sind ein Zusammenspiel von verputzten, ruhigen Wandflächen mit neuen halboffenen Holzlamellenfassaden. Die Fenster- und Fassadenelemente sitzen in der 2. Ebene in den neuen Holzbauwänden hinter den Wandöffnungen der Bestandswände. Alt und Neu überlagern sich. Das Holz im Außenbereich wurde farbig lasiert ausgeführt, im Innenbereich wurde es naturfarben und unbehandelt belassen. Die Innengestaltung wird bestimmt durch das Zusammenwirken von Holz in seiner natürlichen Erscheinung in Verbindung mit weißen Flächen.

PR-Text: storz.architektur
Fotos: Holzbau Bruno Kaiser GmbH

 

Historisches über das Petershäusle

Auf den Grundmauern einer der ältesten Kirchen des Breisgaus, der ehemaligen Kirche St. Peter in Waldkirch (Erbauung zwischen 700 und 900), entstand 1824 ein Hof mit Scheune und Stallungen, welcher unter der damaligen Bevölkerung auch als das „Petershäusle“ bekannt war. 1966 wurde dieser Eindachhof für zeitgemäße Wohnzwecke und Landwirtschaft weiter ausgebaut und schließlich 2017 umfangreich umgebaut und saniert. 

700-900 Irgendwann in diesem Zeitraum muss die St.-Peter-Kirche gegründet worden sein. Sie war durch ihre Lage auf einem spornartigen Hügel über der Elz weithin sichtbar. Ihr Gründer dürfte in einem Hof unmittelbar neben der Kirche gewohnt haben.  

918 Gründung des Klosters St. Margarethen durch Herzog Burkhart I. von Schwaben. Die Kirchen St. Peter, St. Martin und St. Walburga werden in den Klosterbesitz überführt. Ihre Priester sind abwechselnd für den Gottesdienst in der Klosterkirche zuständig. 

1178 In einer Urkunde des Papstes Alexander III. wird die Waltchika sancti Petri (Waldkirche St. Peter) erstmals genannt. Ihr waren die Kirchen von Denzlingen (St. Michael), Bleibach, Suggental und Buchholz unterstellt. 

1223 Erste namentliche Nennung eines Priesters von St. Peter: Cuonradus

1430/31 Der Pfarrer von St. Peter, Konrad von Beutelsbach, wird bei der Umwandlung des Frauenklosters in ein Kollegiatstift der dortige Dekan. Da in der dortigen Kirche auch ein St.-Peter-Altar geweiht wird, nimmt die Bedeutung der alten Kirche stark ab.  

1746-1760 Bei der St.-Peter-Kirche wohnen Einsiedler.

1806 Nach der Aufhebung des Kollegiatstiftes wurde der bauliche Zustand der Kirche immer schlechter. Die Funktion als Kirche wird aufgegeben.

1822 Am 7. März fällt die ehemalige Kirche St. Peter einem Brand zum Opfer und wird abgetragen.

1824 Gegen Protest des Waldkircher Stadtrates errichtet Jakob Willmann an der Stelle der Kirche ein Wohnhaus mit Scheune und Stallungen.

 

Bauherrschaft Katharina und Johannes Bodemer 

Architekt Bernhard Storz, s t o r z . a r c h i t e k t u r 

Holzbau Bruno Kaiser GmbH

Bilder

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