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Jugendstil-Villa Junghans

Die Jugendstil-Villa Junghans – heute im Besitz der Familie Steim

Die Jugendstil-Villa Junghans, auch bekannt als Gut Berneck, ist ein architektonisches Juwel in Schramberg. Das Anwesen wurde 1910/11 von Arthur Junghans als Stadtvilla erbaut. Die Villa gliedert sich in drei Untergeschosse, die die Wirtschaftsräume aufnahmen, einem Hauptgeschoss und zwei Obergeschossen mit einer Vielzahl von Schlafräumen. In den größeren Giebeln befinden sich zwei weitere Geschosse, in denen sich Kammern und Trockenräume befanden, darüber folgt das Turmzimmer mit einem herrlichen Ausblick auf die Stadt Schramberg. Über die Villa wurde bereits 1914 in der Zeitschrift „Wohnungskunst“, erschienen in Berlin, im Verlag von Julius Philipp Heergesell, berichtet. Heute ist die Publikation ein wichtiges Zeitzeugnis für dieses herausragende Gebäude und dokumentiert anschaulich die damalige Innenausstattung. Nachdem die Villa von der Familie Junghans 1946 als Stiftung an die Stadt Schramberg zur Nutzung als Krankenhaus überging, hatte sie im Laufe eines Jahrhunderts verschiedene Funktionen, u. a. als ein Schwesternwohnheim. Helene Junghans hatte lediglich noch das Wohnrecht nach dem Tod ihres Mannes Erhard Junghans. Im Jahr 2017 wurde die Villa durch die Familie Steim erworben und ab 2018 aufwendig renoviert. Die Renovierung umfasste u. a. die Restaurierung der Böden, Treppen, Türen, Holzvertäfelungen sowie der historischen Decken, die energetische Sanierung der Fenster und die Restaurierung der schweren Holzrollläden, die heute elektrisch betrieben werden. Zwischenwände wurden entfernt, die während der Zeit der Villa als Krankenhaus eingezogen wurden, sowie die Buntglasfenster mit Blick über das Tal sorgfältig restauriert. Der mächtige Kronleuchter im Eingangssaal wurde ebenfalls wieder aufwendig instand gesetzt. Modernste Gebäudetechnik wurde eingebaut und die komplette Elektrik erneuert. Die Villa wird heute über ein modernes Energiekonzept mit Fernwärme versorgt.

Die neu erstrahlte Villa-Junghans dient jetzt als Gästehaus mit neun schicken Suiten, die mit ehemaligen Möbeln aus dem Zürcher Savoy-Hotel ausgestattet sind. Die Suiten stehen Gästen der Firmen Junghans und Kern-Liebers zur Verfügung. Das Anwesen wird für Firmenveranstaltungen und Familienfeiern genutzt. Auf Anfrage kann man in der Villa übernachten.

Die Geschichte der Villa ist wechselvoll: Arthur Junghans, einer der reichsten Männer des Landes, hatte wohl die Erhebung in den Adelsstand erwartet und die Villa sollte den passenden Rahmen dafür bieten. Doch der Erste Weltkrieg machte diese Pläne zunichte. Nach dem Tod 

von Arthur Junghans im Jahr 1920 lebte sein Sohn Erwin mit seiner Frau Helene in der Villa, bis dieser 1944 starb. 

Die denkmalgeschützte Villa beherbergt nun auch eine Sammlung beeindruckender mechanischer Musikinstrumente, darunter Musiktruhen, ein echter Steinway-Flügel, der alleine spielen kann, Drehorgeln und der Original-Billardtisch von Arthur Junghans aus dem Jahr 1911. Das Prunkstück der Sammlung ist eine fast raumfüllende Schiedmayer-Orgel mit 600 Pfeifen. Ein Teil der Junghans-Uhrensammlung fand ebenfalls Platz im Gut Berneck.

Eine Besonderheit der Junghans-Burg, wie sie die Schramberger auch nennen, sind die unterirdischen Gänge, die in Sandstein gehauen sind und lange Jahre den Schwestern dienten, um trockenen Fußes ins Krankenhaus zu kommen.

Die Renovierungskosten sind zu etwa einem Drittel aus öffentlicher Hand finanziert: Drei Millionen Euro kamen vom Bund, 400.000 Euro vom Landesdenkmalamt und 120.000 von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. 

Geschichte:

Bauherr der Jugendstil-Villa Junghans Arthur Junghans (1852–1920)

Arthur Junghans war ein visionärer Unternehmer, dessen Führungsstil und Innovationskraft maßgeblich zum Erfolg der Junghans Uhrenfabrik beigetragen haben. Seine Errungenschaften werden nicht nur durch die zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen, sondern auch durch die Errichtung der Jugendstil-Villa Junghans, einem architektonischen Meisterwerk, der drittgrößten Unternehmervilla in Deutschland, gewürdigt.

Frühes Leben und Ausbildung

Arthur Junghans wurde am 19. Oktober 1852 in Schramberg geboren. Er begann seine berufliche Laufbahn mit einer zweijährigen Uhrmacherlehre und besuchte anschließend die Gewerbeschule in Stuttgart. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870 erfuhr er vom Tod seines Vaters Erhard Junghans und kehrte nach Schramberg zurück.

Exil in den USA

Auf Anordnung seiner Mutter Luise Junghans-Tobler arbeitete Arthur Junghans unter falschem Namen in US-amerikanischen Fabriken als Putzhilfe, Schreiner, Schnitzer, Schmied, Schlosser und Lithograf. Diese Erfahrung beeinflusste später die Umgestaltung des Familienunternehmens.

Rückkehr nach Deutschland und Unternehmensführung

Im Herbst 1873 kehrte er nach Schramberg zurück und begann, den Betrieb der Junghans-Uhrenfabrik neu zu organisieren. Er führte amerikanische Arbeitsmethoden ein, obwohl er anfangs auf Widerstand der Belegschaft stieß.

Familie

Arthur Junghans heiratete 1874 Marie Luise Hauff, mit der er eine Tochter namens Erika hatte. Erika heiratete 1906 Albrecht Gustav Melchior von Zeppelin, und sein Enkel Kurt Albrecht Melchior wurde später Betriebsdirektor bei Junghans…………

Weitere Informationen im Magazin BAUART 2024

 

Informationen und Kontakt Villa Junghans: www.gut-berneck.de

Text: Claudia Karrer

Fotos: Claudia Karrer

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