Gründlehof

Der Gründlehof, Hornberg

Nahe Hornberg, einer kleinen Stadt im mittleren Schwarzwald, führt eine schmale, kurvenreiche Straße den Berg hinauf. Erst nach einigen Minuten Fahrzeit zeigt sich der „Gründlehof“, ein schwarzwaldtypisches Einzelgehöft aus dem späten 17. Jahrhundert, das als Kulturdenkmal nach § 2 DSchG geschützt ist. Das Gebäude liegt malerisch im Außenbereich der Stadt Hornberg und ist eingebettet in seinen ursprünglichen kulturlandschaftlichen Zusammenhang zwischen Wald, Weiden und Streuobstwiesen.

Es sind die Nähe zur Natur und eine familiäre Einsamkeit, die den Bauherren seit seiner Kindheit an dieser Gebäudetypologie fasziniert. Nach dem Erwerb der Liegenschaft und einer darauffolgenden Machbarkeitsstudie durch Hardy Happle Architektur war die Zielsetzung schnell definiert: Unter Berücksichtigung zeitgemäßer Wohnbedürfnisse und einer gleichzeitig geringstmöglichen Eingrifftiefe in die initiale, weitgehend erhaltene historische Substanz sollte das denkmalgeschützte Gebäude saniert und zu einem Einfamilienhaus umgenutzt werden – in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden.

Unter dem Gesichtspunkt, dass die Weiternutzung eines seit über 300 Jahren bestehenden Gebäudes per se ressourcenschonend und nachhaltig ist, war im Zuge der Sanierung das gemeinsame Interesse von Bauherrschaft und Architekt, die historische Bauweise des Gebäudes,

die sich durch den Einsatz nachhaltiger, regionaler Baustoffe auszeichnet, zu respektieren und fortzuführen. Das regional und historisch vorgegebene Primärmaterial Holz ergänzen weitere ökologische Baustoffe wie Lehm, Kalk und Naturstein auf harmonische Weise. Farbe wurde gezielt eingesetzt, um additiven Einbauten objekthaften Charakter zu verleihen.

Ehemals land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen, wie das Dachgeschoss, wurden behutsam in Bereiche mit hoher Wohnqualität umgewandelt. Gezielte Öffnungen in Teilbereichen der Geschossdecken kompensieren historisch bedingte geringe Raumhöhen. Das Herzstück des

Hauses bildet die dreigeschossige Verbindung zwischen Küche im Erdgeschoss und Wohnbereich im Dachgeschoss, welche Nutzungseinheiten verbindet, die zuvor getrennt waren. Dies schafft ein zeitgenössisches Gegenstück zu den gemütlichen, aber gedrungenen Raumproportionen der historischen Stuben.

Es ging in diesem Projekt darum – so wie es die Gebäudetypologie des „Eindachhofes“ wortwörtlich in sich trägt –, alles unter einem Dach zu vereinen: alt und neu, modern und traditionell, zeitlos und zeitgemäß. Wünsche und Erwartungen aller Beteiligten zu erfüllen, war möglich durch ein kollegiales Zusammenspiel und ein gegenseitiges Verständnis eben dieser Akteure: eine leidenschaftliche Bauherrschaft, ein Architekt, der das Potenzial eines solchen Gebäudes lesen und transformieren kann, engagierte Handwerker, die die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit verkörpern, und zu guter Letzt Behörden, die ihre Ermessensspielräume zugunsten einer solchen Arbeit auslegen.

Die Sanierung und Umnutzung eines über 300 Jahre alten Gebäudes bringt nicht nur konstruktive, architektonische und restauratorische Herausforderungen mit sich, sondern erfordert auch spezielle technische Lösungen. Die Firma Kempf aus Hornberg/Schonach ist auf Sanitärarbeiten, Heizungsinstallationen, Klempnerei und Solartechnik spezialisiert und bietet ein umfassendes Leistungsangebot für private und gewerbliche Kunden. Durch seine umfangreiche Erfahrung im Denkmalschutz qualifizierte sich das Unternehmen als Partner für die Umsetzung energetischer und technischer Lösungen mit dem Ziel, die historische Gebäudestruktur zu erhalten und gleichzeitig modernen Wohnkomfort zu ermöglichen.

Die energetische und technische Sanierung des „Gründlehofs“ verfolgt einen integrativen Ansatz, um eine ausgewogene Verbindung zwischen historischer Bausubstanz, modernem Komfort und Umweltverträglichkeit herzustellen. Ein zentraler Bestandteil dieses Konzepts ist der Betrieb einer Hackschnitzelheizung, welche Hackschnitzel (Ausgangsmaterial sind Holzabfälle, Äste oder Baumkronen aus dem eigenen Wald) als nachhaltige Brennstoffquelle nutzt, was nicht nur die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen ermöglicht, sondern auch eine CO2-neutrale

Wärmeerzeugung gewährleistet.

Im Sommer ist die Liegenschaft nahezu energieautark durch eine effiziente Photovoltaikanlage, wobei der erzeugte Strom entweder direkt im Gebäude genutzt oder in einem Batteriespeicher zwischengespeichert wird. Dies ermöglicht die Maximierung des Eigenverbrauchs und reduziert die Abhängigkeit von konventionellen Energiequellen.

Die Fußbodenheizung im Trockenaufbau trägt nicht nur zum angenehmen Raumklima bei, sondern wurde auch nachhaltig konzipiert, um eine sortenreine Rückbaubarkeit in Einzelteile zu ermöglichen und so die mögliche Rückführung in einen Materialkreislauf zu erleichtern.

Die zentrale Steuerungseinheit des Gesamtsystems ist eine KNX-Steuerung, die nicht nur eine individuelle und energieeffiziente Regelung von Heizung und Licht ermöglicht, sondern auch eine komfortable Bedienung über Touchpanel oder App. Hackschnitzelheizung, Photovoltaikanlage, Batteriespeicher, Fußbodenheizung und KNX-Steuerung bilden ein durchdachtes Gesamtkonzept für ein zukunftsweisendes wie umweltfreundliches Wohnkonzept.

Auch die Umsetzung zeitgemäßer Sanitärlösungen in einem so alten Gebäude stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Bäder wurden in den ehemaligen Stallbereich des Hofes verlegt, wodurch die historische Struktur der Stuben erhalten blieb. Im Master-Bad wurde ein kombinierter Schlaf- und Badbereich verwirklicht, der eine Wellnessdusche, eine freistehende Badewanne und einen Doppelwaschtisch umfasst. Das maßgefertigte Waschtischmöbel ist dabei an die Form der ehemaligen Futtertröge angelehnt.

 

Zeitraum: 2019–2023, Team: Hardy Happle, Andreas Mensak, Leif Linhoff

Fotos: Markus Schwer

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Holzbau Göppert
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D-78141 Schönwald im Schwarzwald

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