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Architektur ist kein Zufallsprodukt

Die Tatsache, dass mit dem Beginn eines Architekturprojekts alles möglich ist, ist Chance und Risiko zugleich. Chance, weil ein völlig neues Werk geschaffen wird. Und Risiko, weil man Gefahr läuft, schon zu sehr an das fertige Werk zu denken und dabei das Wesentliche zu übersehen.

Bei Knoblauch in Markdorf gehen die Planer zunächst zurück auf Null und verbannen Ideen und Visionen erst einmal in den Hintergrund, ohne dabei das selbst gesetzte Ziel aus dem Blick zu verlieren: „Wir gestalten Architektur, die integriert, intuitiv und zukunftsfähig ist.“ Damit das gelingt, müssen drei Bereiche intensiv durchleuchtet werden.

1. Die Umgebung: Wo genau findet das Bauvorhaben statt, welche Atmosphäre ist hier vorherrschend und welche Kultur wird hier gelebt? Gibt es Formen und Materialien, die der Ort hervorbringt?

2. Die Möglichkeiten: Was soll das Projekt künftig können? Welche Techniken sind dafür erforderlich und werden diese auch in die Zukunft blickend sinnvoll und nutzbringend sein? Was wird benötigt, um ein langlebiges Bauwerk zu kreieren?

3. Die Beziehungen: Welche Menschen wohnen später hier oder nutzen die Räume? Was benötigen sie, um hier anzukommen, sich zurechtzufinden und wohlzufühlen? Welche Rolle spielen dabei Elemente aus der Natur und Lebensgewohnheiten unserer Gesellschaft?

Widmet man sich diesen Fragen und bringt die Antworten darauf in einen schlüssigen Zusammenhang und Kontext, ist das Ergebnis in allen Facetten nachvollziehbar. Genau so entstand der hier gezeigte hochwertige Ferienanbau. Die Aufgabenstellung vorneweg: Die Kinder sind aus dem Haus und plötzlich stehen zwei Zimmer leer. Die Eltern entschließen sich, ihr ohnehin kleines Schlafzimmer aufzulösen und in das jetzt freie, größere Areal umzuziehen. Doch was tun, wenn der Nachwuchs für ein paar Tage zu Besuch kommt, mit Kind und Kegel?

Fangen wir bei der Umgebung an: Ausgangssituation ist ein bestehendes Einfamilienhaus, eher schlicht und geradlinig. Auffallend daran sind vor allem die Dachform und die tief eingerückten Balkone. Das Gebäude ist in den Hang gebaut und reicht rückseitig bis an den Waldrand. Geometrische Formen und ungezähmte Natur bestimmen das Bild.

Was die Möglichkeiten und den Blick in die Zukunft betrifft – nun, das zeigt sich in der Tatsache, dass bei diesem Anbau eine nur sehr kleine Grundfläche den maximalen Wohnkomfort zur Verfügung stellt: Auf gerade mal 20 m² Grundfläche entstanden Schlafmöglichkeiten für fünf Personen, weil konsequent in die Höhe geplant wurde. Da Grundstückspreise vor allem in urbanen Gebieten für viele Familien fast nicht mehr bezahlbar sind, ist eine Architektur, die sich daran ausrichtet und kreative Wohnkonzepte etabliert, unabdingbar. Wenn dann auch noch die Hülle des Gebäudes hilft, die steigenden Energiekosten zu minimieren, lässt es sich darin auch mit normalem Geldbeutel wohnen. Auf all das wurde in der Planung des Anbaus größter Wert gelegt.

Auch die Menschen, um die es hier geht, und deren Konstellation wurden genau unter die Lupe genommen. Zunächst soll der Anbau zusätzlichen Raum für Gäste und Freunde bieten, aber auch den familiären Wohnbereich erweitern. Privatsphäre ist dabei genauso wichtig wie die direkte Anknüpfung an das Familienleben. Die Aufenthaltsqualität soll hoch sein, die Atmosphäre heimelig, das Raumklima angenehm und gesund.

In all diesen Überlegungen begleitete Knoblauch die Familie und fand die für sie perfekte Lösung: ein schmaler Anbau in Holzständerbauweise, der – dank des leichten Pultdachs – harmonisch in den Bestand integriert erscheint, durch seine teils hölzerne Fassade aus einer horizontalen Lärchenschalung jedoch wie ein eigenständiges Haus anmutet. Gelungen ist dadurch nicht nur die unaufdringliche Verbindung von Bestand und Neubau, sondern auch ein in sich schlüssiges Bild durch die von der Materialwahl betonte Anlehnung an den Nadelwald im Hintergrund.

Auf einen separaten Eingang wurde beim Anbau absichtlich verzichtet. Da das Gästehaus ausschließlich Familie und Freunden vorbehalten ist, werden alle Besucher im Hauptgebäude willkommen geheißen. Nahtlos findet im Inneren der Übergang von Alt zu Neu statt. Das Gästebad und das Entrée mit eingepasstem Arbeitsplatz befinden sich im Bestandsgebäude und stellen den einzigen Zugang zum Neubau dar. Deswegen sprechen beide Räume bereits dessen innenarchitektonische Sprache: Freundliche Farbtöne, natürliche Materialien und geradliniges Mobiliar schaffen den heimeligen Charakter des Refugiums.

Im Erdgeschoss bietet das Doppelbett in der Koje, die mit einem Vorhang vom Wohnraum abgetrennt ist, Schlafplatz für zwei Personen. Auf der ersten Ebene (ca. 8 m²) befinden sich zwei weitere Betten und in der zweiten Ebene (ca. 5 m²) noch eine fünfte Schlafstätte. Zur Fensterfront hin ist der Wohnbereich, ausgestattet mit einem kuscheligen Sessel und Kaminofen, auf einer Höhe von über 5 m bis unters Dach geöffnet. Die bodentiefen Fensterelemente münden in die Terrasse, die durch einen Holzrahmen in die Fassade eingegliedert ist. Durch diese Ausarbeitung wird im Sommer die direkte Sonneneinstrahlung vermieden, im Winter jedoch gelangt ausreichend Sonnenwärme ins Innere. Beides hilft, den benötigten Energieaufwand zu drosseln.

Egal zu welcher Jahreszeit, ein Kurzaufenthalt im Gästehaus verspricht Muse und Zerstreuung. Es sind die wenigen und zurückhaltenden Materialien, die gleichermaßen Ruhe und Behaglichkeit ausstrahlen: Weißtanne an Wänden, Böden und Einbauten, Sichtestrich im Wohnbereich und große sandfarbene Fliesen im Bad. Eine Küche gibt es im Gästehaus übrigens nicht. Gekocht und gegessen wird gemeinsam im Familiendomizil.

 

Es geht nicht um das Bauwerk. 
Es geht um das Magische, 
das im Inneren passiert. 

 

Ist der Ort, an dem wir uns aufhalten, in sich schlüssig, dann strahlt er eine gewissen Zauber auf uns aus. Dann fühlen wir uns dort geborgen und wohl, dann korrespondiert der Raum mit einem Gefühl in uns. Ohne, dass wir sagen könnten, woran das nun liegt. An der Weißtanne an den Wänden? Am großen Fenster? Oder doch am Kaminofen? Es sind nicht die einzelnen Bausteine. Es ist das Gesamte, das in sich logische Ergebnis auf die Fragen, die man sich bei Knoblauch ganz zu Beginn des Projekts stellt: Wie können wir auf die Umgebung und die Menschen eingehen und welche Chancen entstehen daraus?

„Wir bei Knoblauch haben eine klare Haltung zur Architektur, unsere Betrachtungsweise ist ganzheitlich und das Ergebnis zu 100 Prozent maßgeschneidert“, erklärt Anja Gillies, Leitung Architektur & Bauen, den Ansatz des Unternehmens. „Zu 100 Prozent maßgeschneidert nicht zuletzt deswegen, weil wir den Kunden ein umfassendes Erlebnis bieten können: von der Planung über das ganze Baumanagement bis hin zur Innenrichtung und den einzelnen Möbeln. Einfach alles – aus einer Hand.“

Das Unternehmen, das vor über 100 Jahren als kleine Dorfschreinerei gegründet wurde, erlebt vor allem seit den 1990er-Jahren ein kontinuierliches Wachstum. Durch den Ausbau großer Mode- und Sporthäuser und die zum Teil sehr langjährige und noch heute bestehende Kooperation mit weltweit tätigen Modelabels nahm die Erfolgsgeschichte so richtig Fahrt auf. Inzwischen ist das Aufgabengebiet breit gefächert. Nach wie vor sind die Markdorfer im internationalen Ladenbau zugange, richten aber genauso auch Restaurants und Hotels ein – vom kleinen Familienbetrieb bis hin zum großen Filialisten –, gestalten hochmoderne Bürowelten, bauen Unimogs zu leistungsstarken Expeditionsfahrzeugen um, liefern Plug-and-Play-Badezimmer für Campingplätze … Die Aufzählung ließe sich schier endlos fortsetzen, denn überall da, wo Erfindertum, Sinn für Ästhetik und echte Handwerkskunst gefragt sind, fühlt Knoblauch sich zu Hause.

Die Sparte Architektur & Bauen hat sich – wie  die anderen Bereiche auch – in den letzten Jahren etabliert. In ihr verortet sind gleich sechs Kompetenzen des Unternehmens: Architektur und Innenarchitektur, Lichtplanung, Bau- und Projektmanagement, die Holzmanufaktur sowie ein Team an Möbelexperten, das innovative und persönliche Einrichtungskonzepte entwickelt. Durch diese bereichsübergreifende Vernetzung gelingt es Knoblauch, die Kunden während des gesamten Prozesses zuverlässig an die Hand zu nehmen – vom ersten Strich im Entwurf bis hin zum Ohrensessel vor dem Kamin.

Fotos: Ben Decker

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