Holzbau Forum Donaueschingen

Holzbau Forum 2022 steht für Nachhaltigkeit 

Es war im März 2022 etwas besonderes, dass diese Veranstaltung im Verbund mit der Messe Holz, Bau, Energie tatsächlich stattfinden konnte.

Interessante regionale Projekte wurden vor einem sachkundigen Publikum präsentiert, aber auch der Blick in die Zukunft und technische Vorgaben im Holzbau aufgezeigt.

Besonders hervorzuheben ist dabei die Arbeit des regionalen Architekturbüro Limberger in Donaueschingen, die sich seit 50 Jahren in zweiter Generation mit energieeffizientem Bauen beschäftigen und die bereits Pioniere bei der Passivhaus-Bauweise gewesen sind. Passivhaus war gestern – Klimaneutral ist der derzeitige Standard, der nach Limberger dringend erreicht werden muss. Wer dabei nur an den errechenbaren Energieverbrauch eines Gebäudes denkt, liegt falsch. Der neue Weg heißt sparsam bauen sowohl in der Konstruktion, im Gebäudebetrieb und der Instandhaltung. Am Beispiel eines aktuellen Projektes, zeigte Limberger auf, wie dieses Sparziel in der Praxis umgesetzt realisiert werden kann. Ein ehemaliges Bauernhaus historisch mit Holzofen beheizt und nun mit Photovoltaik auf dem Dach minimal saniert, + zwei Wohnkuben mit jeweils 3 Wohnungen auf 3 Etagen und begrüntem Flachdach. Jede Wohnung hat einen eigenen Zugang. Auf ein teures Treppenhaus wird verzichtet. Die beiden Wohn-Kuben sind gebündelt über das Haupthaus mit Strom verbunden, ein Pufferspeicher von 4 KW reicht laut Limberger völlig aus, um die Gebäude mit Infrarotheizelementen im Niedrigenergie-Standard zu betreiben. Eine Energie-Jahresabrechnung mit den Mietern ist laut Limberger damit auch nicht mehr notwendig, auf eine aufwendige Installationstechnik wird verzichtet. Auf eine teure Belüftungstechnik kann ebenfalls verzichtet werden.

Tilmann Jarmer (Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren an der TU München) berechnet die Lebenszeit eines Hauses insgesamt über 100 Jahre, ebenfalls mit aktuellen Niedrigenergie-Standard. Aufgeteilt wird die Berechnung in die sogenannte graue Energie, die für das  Bauwerk selbst benötigt wird, die Haus-Technik, Warmwasser, Betriebsenergie Lüftung, Beleuchtung, Betriebsenergie für Pumpen, Heizenergie.

Welche Baumaterialien zum Einsatz kommen, liegt in der Entscheidung des Bauherren. Dabei gilt die Regel, dass leichte Baustoffe die Energieeffizienteren sind. Sowohl der regional hergestellte Klimatherm-Ziegel vom Ziegelwerk Ott in Daisendorf (vorgestellt in BAUART Ausgabe 2019) und die Holz-Systemwand von H.R.W. im Allgäu, erfüllen den Wandaufbau für den Niedrigenergie-Standard und benötigen keine weitere teure Aussendämmung. Fassade Verputzen oder Verkleiden, fertig.

Beim Innenausbau wird für das Forschungsprojekt so weit wie möglich auf teuere Technik und auf einen aufwendigen Ausbau verzichtet. Die Fenstermaße sind dem Licht-Bedarf angepasst und wurden nach innen montiert, was die Fenster langfristig schützt. Auf Bodentiefe und teure Verglasungen sowie Verschattungen wird verzichtet. Bei einem Mehrfamilienhaus in Holzbauweise wird aufgrund der Akustik eine Betondecke eingezogen, auf einen Estrich sowie weitere Aufbauten wurde ebenfalls verzichtet. Auch dieses Projekt nutzt Infrarot-Flächenheizungen. Die Elektrik wurde in den Forschungsgebäuden hinter die Fussbodenleisten verlegt, Steckdosen befinden sich auf den Fussbodenleisten, was Kosten spart und extrem flexibel ist. Eine sehr einfache Lösung, die langfristig Kosten spart.

Weitere Informationen bei einfach-bauen.net

Interessante regionale Projekte wurden von Frau Schneider: Schneider Architekten vorgestellt. Henning Artmann von Hilti Deutschland präsentierte „Standardlösungen für Brandschutz im modernen Holzbau“. Christian Lehmann, Zimmerermeister, geprüfter Restaurator im Zimmerhandwerk, Energieberater und Sachverständiger im Zimmerhandwerk aus St. Georgen berichtete über „Holzbausysteme im und aus dem Schwarzwald“. Christoph Kurzer von der TU München schließlich stellte www.dataholz.eu vor.

Die Messe HOLZ / BAU / ENERGIE fand zum ersten Mal in Donaueschingen unter neuer Leitung der Messe Sindelfingen GmbH & Co. KG statt.

Veranstaltet wird das Holzbau Forum mit der Unterstützung durch ProHolz Schwarzwald und Holzbau Schwarzwald.

Text und Fotos: Claudia Karrer, März 2022

Eventinformationen

Donauhallen, Donaueschingen